Personal

BW im Ländevergleich bei den Kommunalbeschäftigten nach Aufgaben

In Bezug auf die Bevölkerung sind in Baden-Württemberg im kommunalen Bereich mehr Personen (gemessen in VZÄ) beschäftigt als im Flächenländerdurchschnitt. Das gilt für das Jahr 2024.

Gnädinger, Marc: Kommunalbeschäftigte nach Flächenländern 2024, Weblogbeitrag vom 19. November 2025

Damit stellt sich die Frage, bei welchen Aufgaben baden-württembergische Kommunen konkret mehr Personal als andernorts beschäftigen? Das gibt Anhaltspunkte, um vertieft über Aufgaben, Standards, kommunale Strukturen und effizientes Handeln nachzudenken. Gleichwohl dürfen bei Interpretation von Beschäftigtenzahlenvergleichen mindestens drei Hintergründe nicht ausgeblendet werden: Heterogene Ausgliederungen sowie Aufgabenübertragungen auf freie/karitative Träger (etwa bei der Kinderbetreuung) und generell der Einsatz Privater können Beschäftigtenzahlen beeinflussen.

Helfen kann bei Beantwortung der Frage des Personalplus in BW nach Aufgaben die Personalstandstatistik: Das Statistische Bundesamt hat aktuell die Personalstandstatistik 2024 veröffentlicht. Erfasst und im Folgenden ausgewertet sind die Beschäftigten der Kernhaushalte, Sonderrechnungen sowie Einrichtungen in öffentlich-rechtlicher Rechtsform (einschl. Zweckverbände). Zur Erstellung eines sinnvollen Vergleiches zu obiger Frage wird im Folgenden mit Vollzeitäquivalenten (VZÄ) und nicht mit Beschäftigtenzahlen gearbeitet.

Abbildung: VZÄ zum 30. Juni 2024 je 1.000 Ew. nach Aufgabenbereichen im Ländervergleich

Quelle: Eigene Darstellung: VZÄ-Daten entnommen aus Statistisches Bundesamt: Personalstandstatistik 2024 (Personal des öffentlichen Dienstes, Stand 30.06.2024), erschienen am 3. November 2025; Einwohnerzahlen zum 31.12.2024 entnommen aus Statistisches Bundesamt: Bevölkerungsfortschreibung nach Zensus 2022 für 2024, EVAS-Nummer 12411, erschienen am 1. Juli 2025

Zwei Hauptproduktbereiche sind für die Kommunen in Baden-Württemberg auffällig. Sowohl im Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung als auch im Hauptproduktbereich Soziales und Jugend sind die Pro-Kopf-VZÄ-Zahlen in Baden-Württemberg höher als im Flächenländerdurchschnitt und insbesondere auch höher als bei den Kommunen in Bayern.

Für beide Hauptproduktbereiche offenbaren die Daten Anknüpfungspunkte für Konsolidierungsüberlegungen. Der Aufgabenbereich Soziales und Jugend ist deutschlandweit und auch in Baden-Württemberg derjenige mit den höchsten bereinigten Ausgaben. Die Ausgaben in Baden-Württemberg liegen jedoch (auch aufgrund der insgesamt gesünderen Sozialstruktur) unterhalb des Flächenländerdurchschnittes (Vgl. Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025, S. 13 f.). Die Personalausgaben des Hauptproduktbereiches liegen in Baden-Württemberg trotz der insgesamt niedrigen bereinigten Ausgaben deutlich oberhalb des Flächenländerdurchschnittes. Ein Treiber im Vergleich zu den anderen Ländern sind dabei die Personalausgaben im Kinderbetreuungsbereich (Vgl. Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025, S. 15 f.). Das bestätigt den Befund bei den VZÄ-Zahlen.

Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025

Anders stellt sich die Situation im Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung dar. Hier liegen die bereinigten Ausgaben der Kommunen in Baden-Württemberg deutlich oberhalb des Flächenländerdurchschnittes. Gleichzeitig spielen Personalausgaben im Hauptproduktbereich anteilig eine größere Rolle (Vgl. Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025, S. 14 f.). Die erhöhten VZÄ-Zahlen in Baden-Württemberg erhärten zwei Vermutungen:

  1. Die vergleichsweise kleinteiligen Kommunalstrukturen in Baden-Württemberg könnten eine Ursache darstellen, weil Skaleneffekte nicht allerorts realisiert werden können. Es gibt Aufgaben, die in jeder noch so kleinen Gemeinde wahrgenommen werden müssen. Hier ist dann entsprechendes Personal vorzuhalten, mit entsprechender Arbeitsausstattung unterzubringen und fortzubilden, wobei dessen Auslastung schwerer fällt.
  2. Der Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung ist der bedeutendste Aufgabenbereich für IKZ. In ihm werden die internen Dienstleister, mit Funktionen die in jeder Verwaltung vorgehalten werden müssen, verbucht. Möglicherweise ist das Erfordernis zu interkommunaler Zusammenarbeit (auch mit dem Ziel von Personaleinsparungen) in Baden-Württemberg in den letzten Jahren kleiner gewesen als in anderen Flächenländern. Spätestens seit 2024 ist die Kommunalfinanzkrise jedoch auch im Ländle angekommen, womit Fragen der IKZ notwendigerweise künftighin noch stärker in den Fokus rücken werden.

Statistisches Bundesamt: Personalstandstatistik 2024 (Personal des öffentlichen Dienstes, Stand 30.06.2024), erschienen am 3. November 2025