HaushaltHaushaltskonsolidierung

Kinderbetreuungsbedarfe und -angebote in BW

Mit ihren Kinderbetreuungsangeboten leisten Kommunen einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das potentielle Arbeitskraftvolumen wächst, mit positiven Wirtschaftswachstumseffekten. Gleichzeitig zahlt frühkindliche Bildung auf die Bildungschancen der Kinder insgesamt ein (teils auch Sprachenerwerb), was wiederum Teilhabe aber auch Wachstum ermöglicht.

Im Jahr 2007 wurde ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Geburtstag beschlossenen, im Jahr 2013 ist er in Kraft getreten. Dem durch die Angebote geschaffenen Nutzen stehen bei den U3- und Ü3-Kindern kommunale Kosten (u.a. für Infrastruktur und Personal) gegenüber. Die Ausgaben für Tageseinrichtungen für Kinder sind in BW höher als im Flächenländerdurchschnitt (siehe im Detail Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025, S. 16 f.).

Gnädinger, Marc: Kommunalfinanzbericht 2025

Zur Kinderbetreuung in Deutschland (aber auch mit Zahlen speziell zu BW) hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine aktuelle Studie erstellt. Wesentliche Erkenntnisse für BW sind:

  • Die Zahl der U3-Kinder ist im Zeitraum 2019-2024 rückläufig, bei der Ü3 ist sie hingegen noch gestiegen (siehe Studie S. 8).
  • In BW wünschen sich mit 45,7 Prozent im Jahr 2024 im Bundesvergleich die wenigsten Eltern einen U3-Betreuungsplatz – die Quote steigt jedoch (siehe Studie S. 10). Worin die Ursachen (traditionelle Familienbilder, institutionelle Rahmenbedingungen, usf.) hierfür liegen, bleibt unklar.
  • Für 2025 gibt es in BW einen Bedarf von 138.400 Plätzen in der U3. In 2020 waren es noch 139.200; damit ist der Bedarf gesunken (siehe Studie S. 11). Betrachtet man hingegen die Gesamtgruppe der unter Sechsjährigen, ist der Bedarf an Betreuungsplätzen zwischen den Jahren 2020 und 2024 noch gestiegen (von 448.100 in 2020 auf 471.900 in 2025).
  • Tatsächlich werden bei der U3 in BW in 2025 nur 97.347 Kinder betreut (siehe Studie S. 13).
  • Es fehlen in der U3 somit 41.100 Plätze in BW, mithin gibt es eine Betreuungslücke. Zahlreiche Kleinkinder mit Betreuungswunsch der Eltern erhalten keinen Platz (siehe Studie S. 19).
  • Die Betreuungsquote bei der U3 ist in BW 2025 mit 31,1 Prozent niedriger als in allen anderen Flächenländern (siehe Studie S. 15).

Die Zahlen für BW sind vor dem Hintergrund der Kostenentwicklungsfrage in einzelnen Kommunen des Landes aufgrund heterogener Entwicklungen nicht eindeutig beantwortbar. Es könnte vereinzelt Rückbaubedarfe geben, in der Hauptsache jedoch Ausbaubedarfe. Daneben stellen sich natürlich Fragen der Betreuungsqualität (qualifizierte Fachkräfte, Öffnungszeiten, Angebote, usf.). Nicht vergessen werden darf, dass gerade bei der Kinderbetreuung die konkreten kommunal gegebenen Beeinflussungsmöglichkeiten der Kosten hoch sind (Module, Einrichtungen, Entgelte, Zeiten, usf.).

Geis-Thöne, Wido, 2025, 300.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige fehlen. Eine Betrachtung der Entwicklung von Bestand und Bedarf an Betreuungsplätzen, IW-Report, Nr. 63, Köln