4. Auflage der kommunalen SDG-Indikatoren
Der Haushalt ist ein wesentliches Steuerungsinstrument. Mittels eines Nachhaltigkeitshaushaltes können Nachhaltigkeitsziele mit Leben gefüllt, mithin die Zielerreichung gesteuert werden. Dazu ist der komplette Haushaltskreislauf relevant, neben dem Haushalt und etwaiger Nachträge also auch das Berichtswesen und die Jahresrechnung.
Zur Verwirklichung des zweiten Aspekts nachhaltiger Kommunalfinanzen, der transformationsorientierten Mittelverwendung, kann (additiv oder ausschließlich) mit kommunalen SDG-Indikatoren gearbeitet werden. Gerade die SDG-Indikatoren vom Typ 1 sind dabei besonders wertvoll. Sie vereinen mehrere Vorteile:
- Hohe kommunalpraktische Relevanz und wissenschaftliche Einschlägigkeit. Mehrere Institutionen mit Affinität zu Kommunen und Kommunalhaushalten haben den Katalog entwickelt und u.a. auf seine Anschlussfähigkeit zum Haushalt geachtet.
- Die Steuerbarkeit der Indikatorausprägung durch Kommunen ist gegeben – auch wenn monokausale Ursache-Wirkungszusammenhänge naturgemäß i.d.R. nicht gegeben sind. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht blindlings alle Indikatoren des Sets in den Haushalt übernommen werden, sondern nur solche, die aufgrund der Aufgabenzuständigkeit der betreffenden Kommunen auch durch sie steuerbar sind.
- Interkommunale Vergleich sind möglich. Die Typ-1-Indikatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie ohnehin durch die Kommune erhoben werden, z.B. aufgrund von Statistiklieferungen. Teils werden die Indikatoren auch von anderen Institutionen frei zugänglich bereitgestellt. Das ermöglicht ein Lernen vom Anderen. Über das SDG-Portal können Vergleiche mit anderen ähnlich strukturierten Kommunen zur Kennzahlenausprägung vorgenommen werden. Das fördert den Austausch darüber, was getan werden kann, um die Indikatorausprägung durch kommunales Tun verbessern zu können.
- Der Erhebungsaufwand der Indikatoren durch Kommunen ist entsprechend bei nahe null. Das entlastet die Verwaltung.
- Die Indikatoren sind allesamt so ausgewählt, dass sie einen Beitrag zu den weltweit gültigen 17 SDGs leisten. Nachhaltigkeit und nachhaltiges Verhalten werden insofern gefördert. Der kommunale Beitrag wird sichtbar.
- Mit Übernahme der SDG-Indikatoren in den Haushalt (z.B. bei Schlüsselpositionen) wird den Rechtsregelungen zum „Produkthaushalt“ (Output- und wirkungsorientierte Steuerung) Rechnung getragen (Zwei Fliegen mit einer Klappe).
Durch die Nutzung der kommunalen SDG-Indikatoren im Haushalt wird eine integrierte Haushalts- und Nachhaltigkeitssteuerung möglich. Wer als Kommune insofern auf Nachhaltigkeit setzt, diese vielleicht sogar in einer Nachhaltigkeitsstrategie oder einem kommunalen Leitbild verankert hat, ist mit Nutzung der kommunalen SDG-Indikatoren gut aufgestellt. Strategie und Haushalt als wichtigstem Steuerungsinstrument werden unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten miteinander verzahnt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Nachhaltigkeit in der Landesverfassung von BW verankert ist. Mit einem Nachhaltigkeitshaushalt wird man diesem Gedanken gerecht. Eine Nutzung der SDG-Indikatoren drängt sich vor dem Hintergrund dieses Gedankens regelrecht auf.
Jüngst hat der kommunale SDG-Indikatoren-Katalog eine Neuauflage erfahren (jetzt 4. Auflage). Die 4. Auflage enthält im Vergleich zur dritten Auflage neue, aktualisierte und weitere, mit Daten hinterlegte Indikatoren – und das bei gleichzeitiger Verschlankung des gesamten Katalogs auf insgesamt 100 Indikatoren.
Mit der 4. Auflage sind zwei SDG-Indikatoren hinzugekommen. Sie werden nachfolgend aufgeführt:
Treibhausgasemissionen – gesamt | |
Berechnung | (Treibhausgasemissionen aller gemessenen Sektoren in der Kommune) / (Anzahl der Einwohner:innen) |
Indikator-Typ | II |
Hauptproduktbereich und Produktbereich nach IMK-Produktrahmen (nach Schwerpunktprinzip) | 5 Gestaltung der Umwelt 56 Umweltschutz |
Produktbereich und Produktgruppe nach Kommunaler Produktplan BW (Stand 1. Mai 2020) nach Schwerpunktprinzip | 56 Umweltschutz 56.10 Umweltschutzmaßnahmen |
SDG-Ziel | 13 | Maßnahmen zum Klimaschutz |
Tabelle: Indikator Treibhausgasemissionen (gesamt) – Zuordnung im Schwerpunktprinzip
Quelle: Eigene Darstellung und Zuordnung
Abwasserbehandlung – Vierte Reinigungsstufe | |
Berechnung | Anteil des Abwassers, der durch Spurenstoffelimination behandelt wird, am gesamten Abwasser |
Indikator-Typ | II |
Hauptproduktbereich und Produktbereich nach IMK-Produktrahmen (nach Schwerpunktprinzip) | 5 Gestaltung der Umwelt 53 Ver- und Entsorgung |
Produktbereich und Produktgruppe nach Kommunaler Produktplan BW (Stand 1. Mai 2020) nach Schwerpunktprinzip | 53 Ver- und Entsorgung 53.80 Abwasserbeseitigung |
SDG-Ziel | 6 | Sauberes Wasser und Sanitärversorgung |
Tabelle: Indikator Abwasserbehandlung (Vierte Reinigungsstufe) – Zuordnung im Schwerpunktprinzip
Quelle: Eigene Darstellung
Weiterführende Literaturhinweise zum Thema