IKZ zwecks Personaleinsparung in der Inneren Verwaltung
Die bereinigten Ausgaben der Kommunen in Baden-Württemberg sind insbesondere im Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung (Produktbereiche Innere Verwaltung + Sicherheit und Ordnung) höher als im Flächenländerdurchschnitt.
Gnädinger, Marc: Kommunalausgaben in BW nach Politikfeldern, Blogbeitrag vom 8. Oktober 2025
Eine relevante Ausgabenart in diesem Aufgabenbereich sind die Personalausgaben. Von den gesamten bereinigten Ausgaben der Gemeinden, Gemeindeverbände und Zweckverbände in diesem Hauptproduktbereich im Jahr 2023 in BW entfallen knapp 50 Prozent auf den Personalbereich. Zu diesem Befund passt, dass auch die VZÄ-Zahlen in Baden-Württemberg im Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung höher sind als im Flächenländerdurchschnitt.
Für den Bereich der Kernhaushalte (ohne Sonderrechnungen etc.) können die VZÄ-Daten zum Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung mittels der Personalstandstatistik des Statistischen Bundesamtes für 2024 noch tiefer differenziert werden. Es ist möglich, die beiden im Hauptproduktbereich aufgehenden Produktbereiche Innere Verwaltung sowie Sicherheit und Ordnung zu differenzieren.

Tabelle: VZÄ zum 30. Juni 2024 je 1.000 Ew. nach den im Hauptproduktbereich Zentrale Verwaltung aufgehenden Produktbereichen im Ländervergleich
Quelle: Eigene Darstellung: VZÄ-Daten entnommen aus Statistisches Bundesamt: Personalstandstatistik 2024 (Personal des öffentlichen Dienstes, Stand 30.06.2024), erschienen am 3. November 2025; Einwohnerzahlen zum 31.12.2024 entnommen aus Statistisches Bundesamt: Bevölkerungsfortschreibung nach Zensus 2022 für 2024, EVAS-Nummer 12411, erschienen am 1. Juli 2025
Mit dieser Betrachtung tritt der Problembereich für die Kommunen in Baden-Württemberg noch deutlicher zum Vorschein: Es ist die Innere Verwaltung. In diesem Produktbereich sind die VZÄ-Zahlen je 1.000 Einwohner zum 30. Juni 2024 deutlich höher als im Flächenländerdurchschnitt und vor allem im Vergleich zu den Kommunen in Bayern. Der Produktbereich Sicherheit und Ordnung scheint dagegen weniger problembehaftet zu sein.
Insofern stellt sich die Frage, wie fernab von (freiwilligen) Gemeindefusionen Personalzahlen und dem permanenten Erfordernis zum wirtschaftlichen Personaleinsatz (hier wird es mancherorts gewiss Potentiale geben) im Sinne der aktuell besonders notwendigen Haushaltskonsolidierungsüberlegungen reduziert werden können. Ein mittelfristig wirkender Weg kann die IKZ sein. In keinem Produktbereich wie dem der Inneren Verwaltung dürften die Potentiale dazu noch größer sein. In der Inneren Verwaltung sind die Internen Dienstleister verbucht. Sie übernehmen Aufgaben, die es in jeder Verwaltung in teils sehr ähnlichen oder gar gleichen Formaten bedarf. IKZ (auch digital) eröffnet verschiedene Vorteile:
- Wirtschaftliche Vorteile durch die Bündelung des Personaleinsatzes, Prozessharmonisierung und Personalauslastung,
- Sinnvolle Vertretungsregelungen, Spezialisierung und Rechtssicherheit sowie Wissenstransfer im Kontext komplexer werdender Aufgaben und zunehmender Schwierigkeiten der Fachkräftegewinnung
- Flexibles Arbeiten, Aufgabenvielfalt und Aufstiegsoptionen mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen für das Personal (Arbeitsplatzattraktivität)
Die konkreten Einsatzfelder der IKZ im Produktbereich Innere Verwaltung sind dabei breit gefächert, dazu nachfolgend einige zentrale Felder:
- IKZ in der Finanzverwaltung: Naheliegend ist die gemeinsame Nutzung von Ressourcen (etwa technische Geräte, Software) sowie eine gemeinsame Aufgabenerledigung (zum Beispiel Gemeinschaftskasse, Steueramt und auch Finanzwesen). Das erhöht die Personalauslastung. Gleichzeitig bieten sich Möglichkeit einer Effizienzsteigerung und Spezialisierung sowie die Erleichterung von wahrzunehmenden Vertretungen und Aufbau eines internen Kontrollsystems. Möglich ist die IKZ (durch Digitalisierung auch unabhängig von räumlicher Nähe) in den Bereichen Kasse, Führen der (Anlage-)Buchhaltung, Steueramt und Kämmerei. Inhaltlich können z.B. Jahresabschlüsse in IKZ aufgestellt werden. Ein interessanter Ansatzpunkt ist auch das Auftrags- und Vergabewesen.
- IKZ in der Personalwirtschaft: Personalabrechnung ist ein Standardprozess, der sich für IKZ aufdrängt. Gerade Kleinstgemeinden erhalten dadurch neben dem effizienzsteigernden Größeneffekt mehr Prozesssicherheit, weil durch die Sicherstellung des Vieraugenprinzips die Anfälligkeit für dolose Handlungen erschwert wird. Prozesse bzw. Verwaltungseinheiten ohne die Notwendigkeit eines direkten Bürgerkontakts, wie die Personalverwaltung, bieten sich für eine im Wesentlichen digital organisierte IKZ an.
- IKZ in der IT: Unter einmaliger Entwicklung übergreifender Regelungen für alle beteiligten Kommunen kann die Informationssicherheit zentral überwacht werden. Ein Beispiel für eine Zusammenarbeit ist die Abstützung auf einen gemeinsamen Informationssicherheitsbeauftragten, der für einen Geltungsbereich über mehre kommunale Verwaltungen effizient arbeiten kann.
- IKZ beim Bauhof: Möglich ist hier eine IKZ in den Bereichen Personal und Maschinenpark. Eine weitere Handlungsoption ist die interkommunale Nutzung von Spezialfahrzeugen, wenn dadurch die Auslastung sichergestellt werden kann, etwa bei Straßenkehrmaschinen.
